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Knapp 119.000 Einwohner zählt die niedersächsische Stadt Göttingen am Fluss Leine. Die Ursprünge der Stadt gehen auf das Dorf Gutingi zurück, das 953 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Um 1230 erlangte Göttingen die Stadtrechte, 1964 wurde sie zur Großstadt. Die Georg-August-Universität prägt das Leben und die Wirtschaft der Stadt. Die wissenschaftlichen Einrichtungen waren Grundlage für die Ansiedlung vieler Firmen aus der High-Tech-Branche in Göttingen. So sind etwa die Messtechnik, Mechatronik und Biotechnologie sehr verbreitet.

Etwa 20 Prozent der Einwohner Göttingens sind Studenten, davon sind mehr als 31.000 an der Georg-August-Universität eingeschrieben. Diese wurde 1732/34 von dem König von Großbritannien und Irland sowie Kurfürsten von Braunschweig-Hannover Georg II. August gegründet. Weitere Bildungseinrichtungen sind die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst und die Private Fachhochschule. Darüber hinaus sind fünf Institute der Max-Planck-Gesellschaft hier angesiedelt.

Wissenschaftler der Georg-August-Universität waren vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts international sehr angesehen. 2002 erinnerte eine Ausstellung mit dem Titel „Göttinger Nobelpreiswunder“ an 44 Nobelpreisträger, deren Wirken mit der Stadt Göttingen bzw. der Universität in Verbindung gebracht werden können. Dazu zählten namhafte Wissenschaftler wie Robert Koch, Max Planck und Werner Heisenberg.

1890 wurde das Deutsche Theater in Göttingen erbaut, das größte der Stadt. Die ersten Aufführungen waren die Jubel-Ouvertüre von Carl Maria von Weber und Wilhelm Tell von Friedrich Schiller. Heute besteht das Theater aus drei Bühnen, dem Großen Haus (DT-1), DT-2 und DT-X. Das Junge Theater wurde 1957 gegründet und führte als erstes Stück den Urfaust von Goethe auf. Bekannte Schauspieler wie Evelyn Hamann und Bruno Ganz starteten hier ihre Karrieren. Das Universitätstheater der Georg-August-Universität ist das ThOP (Theater im OP). Das Theater befindet sich in einem ehemaligen Schauoperationssaal, in dem die Zuschauer von drei Tribünen aus das Schauspiel auf der Bühne verfolgen. Mit ca. 12 Premieren im Jahr und einem ganzjährigen En-suite-Spielbetrieb ist das Theater im OP das größte Studententheater in Deutschland.

Vor dem alten Rathaus in der Innenstadt steht das Wahrzeichen der Stadt, der Gänseliesel-Brunnen. Dieser wurde 1902 errichtet und hat als Brunnenfigur ein Gänseliesel, ein Mädchen umgeben von einigen Gänsen. Dieses wurde bald Teil eines Studentenbrauchs. Nach der Immatrikulation bestiegen Studenten den Brunnen, um das Gänseliesel zu küssen. Zwar wurde das 1926 verboten, dies aber ignorierten viele Studenten, sodass es im selben Jahr zum „Kuss-Prozess“ kam. Dabei wurde Georg Graf Henckel von Donnersmarck zu einer Geldstrafe von zehn Reichsmark verurteilt. Erst zum 100-jährigen Jubiläum der Figur wurde das Verbot offiziell aufgehoben.

Sehenswert ist außerdem der Schwarze Bär, ein Fachwerkhaus der Renaissance-Zeit. Das Gebäude wurde um 1590 erbaut und war zunächst ein Wohnhaus, ehe es ab 1637 gastronomisch genutzt wurde. Damit gehört es zu den ältesten Gasthäusern Deutschlands. Bei einer Entkernung des Gebäudes 2014 wurde eine gotische Halle entdeckt.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind St. Albani und St. Jacobi, die älteste und höchste Kirche der Stadt, sowie das alte Rathaus. In der Mitte der Altstadt, im Volksmund als „Nabel“ bezeichnet, steht die Bronzeskulptur Der Tanz von Bernd Altenstein, eines von zahlreichen modernen Kunstwerken im Stadtgebiet.

Nicht in Göttingen geboren, aber eng mit der Stadt verknüpft war der Mathematiker, Astronom und Physiker Carl Friedrich Gauß. Er entwickelte unter anderem die Grundlagen der mathematischen Statistik und der modernen Ausgleichungsrechnung. Ab 1991 war er zusammen mit historischen Gebäuden Göttingens auf der 10-DM-Banknote abgebildet.

Eine Gemeinsamkeit weisen die Biografien von Gudrun Landgrebe und Herbert Grönemeyer auf: Beide wurden in Göttingen geboren (Landgrebe 1950, Grönemeyer 1956), verbrachten ihre Kindheit allerdings in Bochum. Landgrebe feierte als Schauspielerin Erfolge in Filmen wie Die flambierte Frau und Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief. Grönemeyer wurde durch die Rolle in Wolfgang Petersens Film Das Boot ebenfalls zunächst als Schauspieler bekannt, bevor er einer der berühmtesten und erfolgreichsten Musiker Deutschlands wurde. Seit 1984 erreichten alle seine deutschsprachigen Alben Platz 1 der deutschen Charts.

In der Leichtathletik machte die Göttingerin Ruth Spelmeyer auf sich aufmerksam. Sie ist auf den 400-Meter-Lauf spezialisiert und zudem oft Teil der deutschen 4-x-400-Meter-Staffel. Ihre bislang größten Erfolge waren der Gewinn der Team-Europameisterschaft mit der deutschen Mannschaft 2014 sowie drei deutsche Meistertitel über 400 Meter, zwei davon im Freien und einer in der Halle.

Die BG Göttingen ist seit 2007 mit zweijähriger Unterbrechung von 2012-14 in der Basketball-Bundesliga der Herren vertreten. Als größter Erfolg steht der Gewinn der EuroChallenge 2010 zu Buche, dem dritthöchsten europäischen Wettbewerb. Auch die Damenmannschaft spielte ab 2003 einige Zeit in der Bundesliga, ehe finanzielle Probleme dazu führten, dass der Mannschaft keine Erstligalizenz mehr erteilt wurde. Seit 2006/07 spielt ein gemeinsames U19-Team der BG und des ASC 1846 Göttingen in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL). Das war das erste Mal, dass drei Mannschaften einer Stadt gleichzeitig im Basketball in der jeweils höchsten deutschen Spielklasse vertreten waren.

Sportlich erfolgreich ist neben den Basketballern der Göttinger Paddler Club im Kanupolo. 2012 wurde die Herrenmannschaft erstmals deutscher Meister der Kanupolo Bundesliga. Den Damen gelang dies schon mehrfach: Mit fünf Meistertiteln, mehreren Vizemeisterschaften sowie dem Gewinn der European Club Championships 2007 liegen sie im internen Vergleich bislang deutlich vorne.