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Erfurt, die Hauptstadt und größte Stadt Thüringens, liegt am Rand des Thüringer Beckens und am Übergang zum Vorland des Thüringer Waldes. Durch das Stadtgebiet fließt die Gera, ein Nebenfluss der Unstrut. Erfurt liegt ca. 50 Kilometer vom Mittelpunkt Deutschlands entfernt und ist somit die zentrale Großstadt des Landes. Die ersten Spuren einer Besiedlung stammen aus der Altsteinzeit um etwa 100.000 v. Chr. – urkundlich erwähnt wurde Erfurt zum ersten Mal im Jahr 742.

Nach der deutschen Wiedervereinigung erfolgte in Erfurt ein Strukturwandel vom Industrie- zum Dienstleistungszentrum. Daneben spielen nach wie vor der Maschinen- und Anlagenbau eine wichtige Rolle. Auch einige Unternehmen aus der Mikroelektronik und der Logistikbranche haben ihren Sitz in Erfurt.

Erfurt ist der Sitz des Kindersenders KiKA, der am 1. Januar 1997 auf Sendung ging. Zum 10-jährigen Jubiläum 2007 wurde neben dem Rathaus eine Plastik der Figur Bernd das Brot aufgestellt. Seitdem bekamen weitere KiKA-Figuren wie das Sandmännchen, die Tigerente oder das Kikaninchen im Stadtgebiet ihren Platz. Die Figur Bernd das Brot wurde 2009 entführt; einige Tage später tauchte die Plastik aber wieder an ihrem Platz auf.

In Erfurt befinden sich darüber hinaus das Landesfunkhaus des MDR, das thüringische Landesstudio des ZDF sowie Lokalredaktionen der Thüringer Allgemeinen und Thüringischen Landzeitung.

In den ostdeutschen Bundesländern hat Erfurt nach Leipzig die zweitgrößte Messe. In zwei Messehallen mit jeweils 7.000 m² finden regelmäßig Messen, Ausstellungen und Konzerte statt. Das Messeprivileg erhielt die Stadt bereits 1331 von Kaiser Ludwig. Mittlerweile kommen jährlich etwa 600.000 Besucher zu den Veranstaltungen in Erfurt. Hier stattfindende Messen sind unter anderem Reisen & Caravan, sport.aktiv und die Landwirtschaftsmesse Grüne Tage Thüringen. Seit 2008 findet hier ebenfalls die Automobil- und Tuningmesse Erfurt statt.

1392 wurde die Universität Erfurt, die damals Hierana hieß, offiziell eröffnet. Sie war damit eine der ersten deutschen Universitäten. Einer der bekanntesten Studenten war Martin Luther. Der Urheber der Reformation studierte von 1501 bis 1505 an der philosophischen Fakultät. 1816 wurde die Universität geschlossen und erst 1994 neugegründet. Die größten Studiengänge sind heute das Grundschullehramt und die Erziehungswissenschaften.

Auf dem Domberg liegen die beiden Wahrzeichen der Stadt: der Erfurter Dom sowie die Severikirche. Der erste Vorgängerbau des Doms wurde angeblich bereits ab 752 errichtet, die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1117. Im Dom befindet sich die Gloriosa, die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt.

Unmittelbar neben dem Dom steht die Severikirche. Die römisch-katholische Kirche gehört zu den bedeutendsten gotischen Bauten Deutschlands. In der Kirche ruhen die Gebeine des Kirchenpatrons Severus von Ravenna. Die beiden Sakralbauten erreicht man vom etwa 3,5 Hektar großen Domplatz aus über die Domstufen. Die Freitreppe gibt es seit dem 15. Jahrhundert; sie besteht aus 70 kaskadenförmig strukturierten Stufen.

Schon im Mittelalter wurde die Ackerbohne, auch Puffbohne genannt, in Erfurt angebaut und war ein wichtiges Nahrungsmittel. Deshalb werden gebürtige Erfurter bis heute als Puffbohnen bezeichnet. Zu den bekannten Puffbohnen gehören die Künstlerin Yvonne Catterfeld und der Sänger Clueso, ebenso wie Fernseh- und Radiomoderator Marco Schreyl.

Der Erfurter Historiker und Hochschullehrer Eckhard Freise wurde am 2. Dezember 2000 deutschlandweit bekannt: Als erster Teilnehmer beantwortete er in der Sendung Wer wird Millionär? alle Fragen richtig und gewann somit den Hauptpreis von 1 Million DM.

Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Städten wurden in Erfurt während des Zweiten Weltkrieges nur vergleichsweise wenige Gebäude zerstört. So kommt es, dass die Innenstadt nach wie vor sehr dicht bebaut ist. Naherholungsgebiete finden sich daher eher am Stadtrand. Der Steigerwald zum Beispiel ist ein ca. 8 km² großes Waldgebiet südlich der Innenstadt. Vom 22 Meter hohen Bismarckturm hat man eine gute Aussicht über das Stadtgebiet.

Im Ortsteil Johannesvorstadt, nördlich der Innenstadt, liegt der Nordstrand. Seit 1972 wird die geflutete Kiesgrube als Freizeit- und Erholungspark genutzt. Insgesamt ist der Park etwa 35 Hektar groß, davon sind 19 Hektar Landfläche und 16 Hektar Wasserfläche. Am See befinden sich ein Badestrand, Beachvolleyballfelder und Beachsoccerplätze sowie eine Tauchschule und eine Wasserskianlage.

Ab 1885 wurde im Südwesten der Stadt auf dem Gelände der Cyriaksburg eine öffentliche Grünanlage eingerichtet, heute als egapark (Erfurter Gartenbauausstellung) bekannt. In dem 36 Hektar großen Park sind verschiedene Ausstellungshallen, themenbezogene Gärten, Pflanzenschauhäuser und Ruhezonen vereint. Außerdem gibt es hier eine Sternwarte, einen Aussichtsturm und den größten Kinderspielplatz Thüringens.

Vor allem im Eisschnelllaufen hat Erfurt eine Reihe erfolgreicher Sportler hervorgebracht. Dazu gehören Franziska Schenk sowie die Olympiasiegerinnen Daniela Anschütz-Thoms und Stephanie Beckert, alle gebürtige Erfurterinnen. Für den ESC Erfurt startete ebenfalls Gunda Niemann-Stirnemann, mit mehreren Olympiasiegen, Weltmeistertiteln und vielen weiteren Titeln die erfolgreichste Eisschnellläuferin der Geschichte. Im Wintersport aktiv war zudem Katrin Apel, eine ehemalige Biathletin und Skilangläuferin.

Im Fußball ist der FC Rot-Weiß Erfurt die bekannteste Mannschaft. Der Verein wurde 1954 und 1955 DDR-Meister. Der größte Erfolg war die Teilnahme am UEFA-Pokal 1991. Beim RWE spielten unter anderem die ehemaligen deutschen Nationalspieler Thomas Linke, Clemens Fritz und Marco Engelhardt.