Klassische IPv4-Adressen sind bereits seit Jahren aufgebraucht. Freiwerdende Adressen und Adressräume sind bei Providern heiß begehrt. Deswegen stellen immer mehr Anbieter auf IPv6 um. Das IPv4-Nachfolge-Protokoll bietet eine beinahe unendliche Anzahl an Adressen.
Ohne IP-Adresse läuft im Internet nichts
Jedes Gerät, das auf das Internet zugreift, benötigt eine Adresse. Besser gesagt eine IP-Adresse. Der heute noch überwiegend genutzte IPv4-Standard (IP steht für „Internet-Protokoll“) wurde 1981 definiert und wird seitdem genutzt, um Online-Nutzern weltweit Adressen zuzuweisen. Diese IPv4-Adressen bestehen aus vier Blöcken mit Zahlen von 0-255, welche durch einen Punkt voneinander getrennt werden, zum Beispiel 192.168.0.1. Damit lassen sich rund 4,2 Milliarden Adressen erzeugen. Ohne IP-Adressen würde das Internet nicht funktionieren, weil jedes Datenpaket eine Adresse benötigt, zu der es gesandt werden kann.
Immer mehr Geräte, kaum freie Adressen
Was man vor über 30 Jahren nicht geahnt hat: Mittlerweile sind so viele Geräte an das Internet angeschlossen, dass Online- und Host-Providern kaum noch freie Adressen zur Verfügung stehen. Viele Online-Provider vergeben IPv4-Adressen dynamisch an ihre Nutzer, d. h. sobald ein Nutzer online geht, wird ihm aus einem Pool an IP-Adressen für die Dauer der Sitzung eine Adresse zugewiesen.
Mit IPv6 sollen diese Probleme der Vergangenheit angehören. Warum heißt das Protokoll nicht IPv5? Eine Version 5 befand sich in der Entwicklung, wurde aber nie eingeführt. Das IPv6-Protokoll wurde 1998 verabschiedet, da man die Problematik damals bereits erkannt hatte. Eine IPv6-Adresse besteht aus acht Blöcken mit 4 Hexadezimalstellen (mögliche Werte: 0-F). Damit stehen theoretisch 340 Sextillionen IP-Adressen zur Verfügung, das sind als natürliche Zahl ausgedrückt 340282366920938463463374607431768211456 mögliche Adressen. Das sind genug für ein Vielfaches der Erdbevölkerung. Der Aufbau einer IPv6-Adresse sieht etwa so aus: 2001:0db8:85a3:08d3:1319:8a2e:0370:7344.
Provider stellen auf IPv6 um – wenn auch langsam
Bisher war die Umstellung für viele Provider zu teuer und zu umständlich. Dazu kommt, dass viele ältere Geräte IPv6 noch gar nicht nutzen können. Seit Jahren findet seitens der Provider eine langsame Umstellung auf den neuen Standard statt. Tatsächlich fahren viele Provider aber zweigleisig, um beide Standards zu unterstützen. So auch die Deutsche Telekom, die ihren Mobilfunk-Kunden bereits seit zwei Jahren neben IPv4 auch IPv6 bietet. In den USA wurde bereits im letzten Jahr mehr als die Hälfte des Traffics über IPv6 abgewickelt.
Bin ich bereits mit IPv6 unterwegs?
Fragen Sie sich, ob auch Sie bereits mit einer IPv6-Adresse unterwegs sind? Das können Sie ganz einfach herausfinden. Rufen Sie die Seite https://www.wieistmeineip.de/ipv6-test/ auf. Wenn bei Ihrer Onlineverbindung IPv6 noch nicht zur Verfügung steht, wird „nicht vorhanden“ oder „fehlgeschlagen“ angezeigt.
Auch programmiertechnisch kann das ganz einfach ermittelt werden, beispielsweise via PHP mit der $_SERVER[„REMOTE_ADDR“]-Anweisung, wie das nachfolgende Codebeispiel aufzeigt. Enthält die zurückgegebene Zeichenfolge Doppelpunkte, handelt es sich um eine IPv6-Adresse, während bei IPv4 normale Punkte als Trennzeichen verwendet werden:
<?php
$ip = $_SERVER[„REMOTE_ADDR“];
if (strpos($ip, „:“)!==false OR strpos($ip, „.“)!==false) {
if (strpos($ip, „:“)!==false) {
echo „IPv6“;
} else {
echo „IPv4“;
}
} else {
echo „Die IP-Adresse konnte nicht ermittelt werden.“;
}
?>
Wer wissen möchte, ob der eigene Webserver bereits IPv6 nutzt, kann dies auf der Seite https://ipv6-test.com/validate.php prüfen. Wer eine Umstellung plant und HTTPS nutzt sollte wissen, dass für IPv6 ein neues SSL-Zertifikat benötigt wird. Weil diese Zertifikate eine eingeschränkte Gültigkeitsdauer haben und daher von Zeit zu Zeit erneuert werden müssen, bietet es sich an, die Umstellung des Servers auf IPv6 dann durchzuführen, wenn das SSL-Zertifikat sowieso erneuert werden muss – falls nicht andere Gründe überwiegen.